Ich weiß‘ es ja schon seit Längerem: das kleine Olympia-Kino in Leutershausen verdient viel mehr Beachtung; nicht erst, seit wir im September dort die Slowfood-Story mit begleitenden gastronomischen Leckereien genossen haben.
Jetzt stand wieder so ein Event bevor: geboten wurde „Kings of Kallstadt“, angekündigt als „Film & Pfälzer Teller“. Das kleine Kino mit seinen nur 130 Plätzen war komplett ausgebucht. Renate Keppler-Götz vom Vorstand des Förderkreises fand launige Worte für die Einführung in den bevorstehenden Abend – natürlich passend auf Original „Pälzisch“ – und stellte Viola Keller, Metzgers-Tochter aus Schriesheim, vor, die für den Pfälzer Teller gesorgt hatte: Kartoffelsalat und Saumagen – beides schmackhaft zubereitet und nachhaltig auf weißem Porzellan angerichtet – wurden vor dem Film ausgegeben; dazu wurden ein extra für den Abend aus Kallstadt „importierter“ Riesling und alternativ ein Rotwein-Cuvee mit dem vielversprechenden Namen „Adonis“ angeboten. Als Tischmusik spielten, per CD eingespielt, „Die anonyme Giddarischde“ pfälzische Stimmungslieder. Offenbar hatte eine nicht ganz kleine Gruppe Pfälzer den Weg ins Kino in der Kurpfalz gefunden, denn bei dem Titel „Lewwawoscht“ sangen die mittleren Reihen, zumindest sofern es die parallele Nahrungsaufnahme einigermaßen gesittet zuließ, lauthals und schunkelnd den Refrain mit – man fühlte sich wie auf einem der legendären Pfälzer Weinfeste. Auch wenn meine norddeutsche Sitznachbarin – oder gerade deswegen ? – ob des etwas derben Liedtextes eher indigniert zu sein schien….
Nach dieser gelungenen Einstimmung begann der Film: die junge Kallstadterin Simone Wendel zeichnet ein Porträt ihrer kleinen Heimatgemeinde – ein „Dokumentarfilm über Dorfliebe und Größenwahn“ heißt es im Untertitel. In launigen Worten und stimmungsvollen Bildern werden die Dorfbewohner, das Vereinsleben (1.600 Vereinsmitglieder bei 1.200 Einwohnern !), der Alltag zwischen Weinberg, Küche, Garten, Theaterprobe, Gymnastikkurs, Feuerwehrübung… vorgestellt. Viele Nachbarn werden liebevoll porträtiert und kommen immer wieder zu Wort, dürfen ihre Familienalben und –Anekdoten hervorkramen, denn: zumindest zwei weltweit bekannte Namen haben ihre Vorfahren in diesem kleinen Dorf: die Trumps (der Immobilien-Tycoon) und die Heinz‘ (die mit dem Ketchup). Deren Geschichte wird nachgespürt und bis in die Staaten weiterverfolgt bis zur 55. Steubenparade in New York, zu der eine ansehnliche Kallstadter Delegation eingeladen wird….
Der Film ist eine liebevolle Darstellung der Bewohner Kallstadts, die sich vor der Kamera spontan und ungekünstelt äußern und aus ihrem Alltag, aus ihren Erinnerungen, von Ihren Ideen und Vorstellungen erzählen. Manche Kommentare erzeugen laute Lacher im Publikum, aber es ist kein Auslachen, sondern die Freude an der ehrlichen direkten Rede auf Ur-Pfälzisch, die so manches Mal eine Situationskomik nicht verhindern kann. Kleiner Kunstgriff der Filmemacher: nicht nur die (eigentlich gut im Original verständlichen) Interviews mit den „bedeutenden“ Nachfahren in Amerika werden per Untertitel vom Englischen ins Deutsche übersetzt, sondern partiell auch das Pfälzische ins Hochdeutsche ! Wirklich eine lustige Idee und immer wieder überraschend, wie umschreibend manche pfälzische Lautäußerungen im Schriftdeutschen beschrieben werden müssen, ohne doch exakt das Gesagte genau abzubilden…
Ich habe diesen Abend sehr genossen ! Lange schon nicht mehr einen so launigen und gut gezeichneten „Heimatfilm“ gesehen – ohne jedwede Herabwürdigung oder Häme gegenüber den „Ureinwohnern“, im Gegenteil: sehr sympathisch und liebevoll und absolut kurzweilig. Das Publikum dankte mit anhaltendem Beifall und ich stelle wieder mal fest: Kallstadt liegt doch für uns nicht aus der Welt, man sollte mal wieder hinfahren. Und weiterhin: das Programm des Olympia-Kinos sollte man einfach stets im Auge behalten (www.olympia-leutershausen.de) Ein Beitrag von Peter M. Ahlf