2. Treffen der Slow Food Tafelrunde

Nach den positiven Erfahrungen und Äußerungen zu unserem Slowfood-Treffen im Sommer, welches wir im Juni diesen Jahres bei schönstem Sommerwetter im Bonsai-Zentrum in Neckargemünd zum ersten Mal als „Tafelrunde“ durchgeführt hatten, stand jetzt das 2. derartige Treffen an. Zur Erinnerung: aus dem Kreis der Mitglieder kam die Anregung, sich zusätzlich – nicht in Konkurrenz – zu unseren monatlichen Schneckentischen, zu denen wir uns weiterhin in wechselnden Restaurants zum gemeinsamen Genießen zusammenfinden, doch alternativ in etwas privateren Rahmen zu treffen, selbst etwas zu kochen und gemeinsam zu schlemmen; der Rahmen deutlich lockerer, die Beteiligung am Vorbereiten, Kochen und Anrichten ganz nach eigenem Interesse und Vermögen und, da die Zwänge einer eher festgelegten Sitzordnung und die Rücksicht auf andere Gäste in einem Restaurant wegfallen, viel intimer, mit vielfältigeren Möglichkeiten zur Kommunikation: eben ganz unter uns.

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Wieder hatte Jochen Bohlig das Heft des Handelns in die Hand genommen und als Treffpunkt dieses Mal die passende Location mit der Schreinerei (!) MTB in Edingen (www.mtb-schreinerei.de) gefunden – seine Prämisse: eine ausreichend große und gut ausgestattete Küche nebst einer Möglichkeit, die Produkte der gemeinsamen Kochorgie in angemessenem Ambiente zu vertilgen war hier gegeben. Es erwartete uns eine hervorragend ausgestattete Modellküche, die unseren geplanten Aktivitäten sehr entgegenkam, ausreichend Platz zum Arbeiten in ergonomisch angenehmer Höhe, voll ausgestattet mit allen erdenklichen Küchengeräten und Utensilien – Zutaten auspacken und loslegen; dazu eine lange Tafel – natürlich in Schreinerqualität – die später festlich für unser Menü gedeckt werden sollte.

An diesem Abend wurde, passend zur Jahreszeit, ein Herbstmenü zubereitet. Jochen Bohlig hatte sich viele Gedanken gemacht und auch die erforderlichen Zutaten nach unseren Qualitätsmaßstäben „gut, sauber und fair“ bei regionalen Produzenten besorgt.

Slowfood Herbstmenü 16.10.2015

Herbstlicher Küchengruß

Rote Beete Carpaccio mit Walnüssen

Waldpilzravioli mit Heu von der Lauchzwiebel

Wildschweinbraten mit Kürbisgnocchi und Wurzelgemüse-Allerlei

Herbstliche Dessertvariation

Der herbstliche Küchengruß entpuppte sich als Graupenrisotto-Würfel, angerichtet mit Forellenhäppchen und Meerrettichtupfer in einem Spiegel aus Rote Beete-Pulver. Die Roten Beete wurden im nächsten Gang wieder aufgenommen: hauchdünne Scheiben über mehrere Stunden mariniert auf einem weißen Teller angerichtet und mit frischen Walnusssplittern (aus Neckargemünder Garten) und den letzten gelben Blüten des Jahres garniert. Der Ravioliteig war hauchdünn auszurollen, mit einer Farce aus Waldpilzen zu füllen und bis zum Garen kurz vor dem Verzehr gut abgedeckt beiseite zu stellen. Das begleitende „Heu“ entstand aus feinst geschnittenen Streifen aus einem ganzen Bund von Lauchzwiebeln (was für eine filigrane Aufgabe!) und wurde dann in Öl frittiert (Vorsicht – zwischen Frittieren und Verbrennen liegen nur Sekunden!). Die Gnocchi-Masse wurde vorbereitet, geformt und in siedendem Wasser gegart, das Wurzelgemüse – bunte Möhren (weiß, gelb, orange, violett machten das Ergebnis später optisch besonders interessant) – wurde geputzt und gewürfelt (4 x 4 x 4 mm!). Der Wildscheinbraten garte quasi allein vor sich hin, ein wunderschönes Stück Fleisch, aufgewachsen in der Region, in dünne Scheiben aufgeschnitten, schön mürbe… Für die Vegetarier wurde statt des Fleischgangs schnell noch eine Lauch-Cannelloni, gefüllt mit Frischkäse, Kräutern, Münsterkäse, zubereitet. Das Dessert, karamellisierte Walnüsse mit eingelegten Quitten und Apfelküchle, sollte später, kurz vor dem Servieren frisch zubereitet werden.

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Gegen 19 h fanden sich dann 16 Teilnehmer zur 2. Tafelrunde zusammen. Der Tisch war festlich gedeckt: schönes weißes Porzellan, edles Besteck, Kerzenlicht aus dreiarmigen silbernen Kandelabern, schöne Weingläser – ein wundervoller Anblick.

Dann hieß es: zu Tisch, bitte! Den Begrüßungsschluck, eine Sektcuvée, hatte die Heidelberger Sektkellerei gesponsert. Jochen Bohlig begrüßte als Chef de cuisine die Runde, erläuterte nochmal die Intention unseres Formats „Tafelrunde“ und die vorgesehene Menüfolge, die auf einer großen Tafel angeschrieben stand. Auch den Veranstaltungsort, die Schreinerei MTB, stellte er kurz vor und dann kam die Überraschung: der Geschäftsführer überbrachte uns ein Geschenk (hätte das nicht eigentlich anders herum sein müssen?): eine Slowfood-Schnecke. Gefertigt aus einer 4 cm starken Holzplatte in den imposanten Abmessungen von 120 cm Länge und 85 cm Höhe; sie dürfte uns ab sofort bei öffentlichen Veranstaltungen, Infoständen etc. wohl treu begleiten…. Ein besonders herzlicher Dank an die MTBler dafür!

Danach nahm der Abend seinen angenehmen Lauf. Gang für Gang wurde angerichtet, serviert und genossen. Verschiedene Sorten vom legendären Brot der Bäckerei Kapp, als Weinbegleiter es einen Auxerrois und alternativ einen Grauburgunder, später zum Fleischgang einen Roten aus Frankreich, gestiftet vom Weinhändler Lehmkuhl (www.bourdic.de) aus Ladenburg.

Einhellige Meinung der Anwesenden: wir waren unter uns, ungestört und ungezwungen, hatten die Möglichkeit, uns untereinander auszutauschen, also tatsächlich im Laufe des Abends auch die Unterhaltung mit allen, außer nur den direkten Sitznachbarn zu führen. Auch die (Noch-) Nicht- Slowfoodies fühlten sich wohl und eingebunden. Zudem war sich keiner zu fein, beim Auf- und Abtragen der Speisen mit anzufassen oder sich beim abschließenden Abwaschen und Aufräumen zu beteiligen, alles sehr angenehm familiär. Und das alles für einen nur kleinen finanziellen Beitrag, der ausdrücklich nur die Kosten decken sollte (und tat). Mit anderen Worten: eine schöne Veranstaltung, unbedingt wiederholenswert! Dickes und ehrliches Lob von allen Seiten für den Initiator Jochen Bohlig.

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„Tue Gutes und rede darüber“ war unser Motiv für diesen Artikel. Leider hatten wir aber versäumt, einen Fotoapparat parat zu haben, um unsere Eindrücke festzuhalten. Wir haben in diesen Artikel daher einige Bilder eingestreut, die neulich auf einem unserer Slowfood-Kochstammtische geschossen wurden, abgebildete Akteure und Begeisterung sind aber identisch…. Copyright für die Bilder: K. Fleischmann, Bericht: Peter M. Ahlf

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