Glockenspiel, Tigarella, Green Zebra, Rotkäppchen, Lämpchen, Gelbe(r) Dattelwein, Berner Rose, Moneymaker, Stierblut, Taubenherz, Ochsenherz und Haase Frieda …

Na, schon eine Idee wovon ich rede?

… zugegebenermaßen denke ich bei dem Namen Tigarella an das Lied „Electric Barbarella“ von Duran Duran. Und Stierblut, Taubenherz, Ochsenherz und Haase Frieda hört sich auch eher nach einer Metzgerei an  – Rotkäppchen und Gelbe Dattelwein an Weinkeller …. Berner Rose und Green Zebra lassen mich an Blümchen denken….  aber – weit gefehlt!!

Ich rede von alten Tomatensorten die man in Sinsheim-Reihen findet.

In der Familiengärtnerei Bambusfreund (bezeichnenderweise in der Blumenstraße) öffnet mir ein kleines Mädchen freudig die Tür und läuft gut gelaunt durch die Tomatenpflanzenreihen. Durch Pflanzenreihen, die man in der Normalo-Gärtnerei um die Ecke garantiert nicht so leicht findet. Mit über 40 alten Tomatensorten aus aller Welt machen Rebekka Schröter und ihre Schwester nicht nur Garten- sondern auch profane Balkonbesitzer überaus glücklich. Dieses Jahr waren es schon immerhin über 2000 Tomatenpflänzchen, die sie gezogen haben.

Im  Gewächshaus der Gärtnerei steht man in einer Mischung aus halböffentlichem Wohnzimmer der Familie – und einer lässigen und doch pitoresken Gewächshaus-Schönheit, die auch in der „Country“ oder „Schöner Wohnen“ abgelichtet sein könnte. Im Hintergrund läuft Musik und in der Ecke piept bzw. gluckert ein von der Mutter verstoßenes Gänsekleinkind „Frieder“ bzw. „Frieda“.

Ich werde gleich von dem „Bambusfreund“ Herr Maslowski (dem Vater der Tomatengärtnerin Rebekka Schröter) aufgeklärt, dass das Gluckern bei Gänsen das Pendant zur schnurrenden Katze ist: Ein Ausdruck von Wohlbefinden. Und ob Frieda nun doch Frieder heißt, weiss man noch nicht… da das Gluckergänschen noch nicht alt genug ist, um erkennen zu können welchem Geschlecht es angehört. In Gedanken gluckere ich freudig mit und nenne das Gänsekind in Gedanken Glucksi. Und mitnehmen möchte ich das Flaumkind auch am Liebsten gleich, auch wenn es manchmal hinter seinem Handtuch-Paravent verschwindet und darin weitergluckert.

Von den Gärtnern lerne ich in wenigen Minuten sehr viel über die kleinen Pflänzchen. Zum Beispiel, dass man die hiesigen Tomatenpflanzen mal waagrecht halten solle. Aber Vorsicht! Bei jeder Normalo-Gärtnerei würde der Stiel dann sofort abknicken, weil sie schnell gezogen sind – aber häufig doch sehr schwach sind. Hier passiert das nicht. Slow slow… wachsen die Pflänzchen, halten dafür aber auch was aus. Natürlich sollte man keinesfalls die Eisheiligen dieses Wochenende ignorieren, denn es soll ja nochmal kalt werden. Am Besten pflanzt man die Tomatenpflanze auch schief in den Boden ein, dann bildet sie besonders viele Zellen an der Krümmung und wird besonders kräftig.

Womit man die Pflänzchen düngt sei aber eine philosophische Frage. Bio oder Nicht-Bio…. darüber lässt sich streiten. Und nicht jeder hat in seinem Garten ein Pferdchen stehen, das bereit ist die Tomatenpflänzchen zu düngen. Ich lausche erstaunt, dass die Inka (also die Südamerikaner von anno) wohl früher toten Fisch zum Düngen gaben, der beim Zerfall allerlei Mineralien abgeben konnte, der sich dann positiv auf das Pflanzenwachstum auswirkte. Aber auch so ein Fisch schwimmt hier nicht durch meinen Vorgarten – und wenn dann höchstens in der Form eines zu verspeisenden Gerichts auf einem Teller und bei dem lass ich dann doch nur die die Karkasse bzw. die Gräten übrig.

Ich entdecke sofort auch meinen Favorit an Tomatenpflänzchen:

Haase Frieda. Haase Frieda ist weder ein Hase, hoppelt auch nicht, sondern ist eine Baumtomatenpflanze die wohl auch bis zu 4 Meter hoch wird und gut im Hochranken ist.

Am Größten ist mein Bedauern, dass ich keine Reisetomatenpflanze bekommen kann. Man kann einzelne Ministücke wie bei einer Mandarine abzuppeln, ohne das der Rest kaputtgehen oder besonders verschrumpeln würde.

Und wem sich das vom Namen her nicht süß genug anhört der schwenkt eben auf andere Sorte um wie die hier:

Na sowas … Ananas- und Schokoladentomaten….

Und zu guter Letzt noch ein kleines Abschlussfoto von der überaus sympathischen Tomatengärtnerin (respektive „Tomatenfreundin“) Rebekka Schröter und einem Teil der Gärtnereifamilie. Ein paar von den Friedas, den Schokoblumen (die bei Hitze Schokoladenduft verströmen sollen!) und diverse Tomatenhoffnungen hoppeln in mein Auto. Und mit meinen blutigen Anfänger-Bambusfragen wollte ich auch nochmal wiederkommen…. 

 

 

 

 

 

 

 

Nachtrag zu den Öffnungszeiten:

Mi – Fr 9-12 / 15-18 Uhr

Sa 9 – 14 Uhr

Außerhalb der Pflanzzeit: Nov – Feb: Gerne nur nach telefonischer Absprache
Ansonsten freut man sich dort mit jedem interessierten Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten, einen Termin zu vereinbaren!

11 Kommentare

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11 Antworten zu “Glockenspiel, Tigarella, Green Zebra, Rotkäppchen, Lämpchen, Gelbe(r) Dattelwein, Berner Rose, Moneymaker, Stierblut, Taubenherz, Ochsenherz und Haase Frieda …

  1. Na super, ich hab mir alle aus Samen gezogen.
    Also nächstes Jahr 🙂

  2. a.k.

    Huh!? Alle 40 Sorten? Ich bin mir sicher da gibt es trotzdem noch die eine oder andere Neu-Entdeckung….

  3. Ich könnt heuien, ich war da, mußte aber „aus Gründen“ direkt wieder umkehren und nach Hause fahren! An der nächsten Tankstelle merkte ich dann das ich auch den Geldbeutel vergessen hatte … also kaufen hätte ich eh nichts können. Nächstes Jahr dann starte ich einen neuen Versuch 🙂

  4. a.k.

    Wieso erst nächstes Jahr?

  5. na ja ok, ich vermute mal zumindest für den nächsten „Tag der offenen Türe“ muß man bis nächstes Jahr warten?

  6. a.k.

    Das war gestern kein Tag der offenen Tür, sondern ein Tag der Sorte „Anrufen – Anfragen wann geöffnet ist – Hinfahren“.

  7. Natürlich darf an dieser Stelle auch nicht der Hinweis auf Mervi Treibers TOMATENLUST fehlen, wo seit wenigen Wochen die Saison begonnen hat. Tomatenfreunde, die in der Metropolregion Rhein-Neckar wohnen, finden hier, auf den Feldern zwischen Friedrichsfeld und Grenzhof, eine große Auswahl. Vorab-Infos hier:
    http://www.tomatenlust.de/

  8. U_Kohnle

    bei mir hat inzwischen die Braunfäule zugeschlagen. Emeraude ist fast hinüber, Linosa, Black & Green Zebra schwächeln schon und Big Rainbow will auch nicht so recht.
    Green Sausage hat Blütenendfäule, aber den anderen Sorten gehts noch gut.

  9. Waltraud Sauer

    W.Sauer
    6.Mäez 2013
    Die Liebe der Familie untereinander , überträgt sich auf die Tomaten und läßt sie wachsen und gedeihen.

  10. Renate Richter

    Habe sehr interessiert Ihre Information gelesen. Eigentlich wollte ich dieses Jahr bei Erich Stekoviczs In Österreich (Burgenland) vorbeischauen, denn dieser hat ebenfallse sehr viele!! alte Tomatensorten. Das werde ich vielleicht doch noch machen, aber davor werde ich bei Ihnen vorbeischauen und mich über Ihr Angebot informieren bzw. Ihre Tomaten probieren. Es ist doch überaus langweilig, immer nur die gleichen, einhellig runden Hollandtomaten präsentiert zu bekommen. Ich freue mich auf den Besuch bei Ihnen!

  11. U_Kohnle

    ich habe bereits ausgesät und mich auf 20 Sorten beschränken müssen, der Platz halt! Von einigen Sorten ist noch was übrig, bei Interesse kann ich den Link zur (bebilderten) Datei gerne zusenden.

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